Das Grauen des Krieges wird greifbar

Foto: Karl-Heinz Häusser

In der Veranstaltung wechseln sich Erzählungen und Lesungen aus Briefen ab, die sich Fridas Eltern Pauline und Wilhelm Grübele geschrieben haben, als er sich an der Front in Frankreich befand. Fridas Vater wollte, dass die Briefe, Fotografien und Postkarten als Mahnung für seine Kinder und Enkel aufbewahrt werden, und dass diese schlimme Zeit niemals in Vergessenheit gerät, erfahren die Besucher.

Soldatenlieder mit dem Frontmann der Schwabenband Wendrsonn, Markus Stricker und Gitarrist Micha Schad sind eingestreut, wie „Muss i denn zum Städtele hinaus“, oder das Kinderlied, das ebenfalls seinen Ursprung im ersten Weltkrieg hat: „Maikäfer flieg, dr Vaddr isch em Krieg.“ Markus Stricker hat auch die Texte aus Briefen und Erzählungen mit seiner Frau Manuela Stricker zusammengestellt.

Als Oberlehrer am originalen Lehrerpult aus jener Zeit tritt Jürgen Hestler auf, der zunächst seine Schüler ermutigt, in den Krieg zu ziehen. Zwischendurch liest er Meldungen aus dem Murrtalboten vor, dem Vorläufer der Backnanger Kreiszeitung, wie etwa vom 21. Januar 1916: „Kriegerverein Unterweissach lädt ein zur Vollversammlung anläßlich Kaisers Geburtstag ins Lamm.“ Auch Anzeigen sind dabei: „Läuse beseitigt innerhalb weniger Minuten Haarelement. Sendet Haarelement ins Feld. Drogerie Dorn Backnang.“ Die Darstellungsgruppe süddeutsches Militär (DSM) tritt in originalgetreu nachgeschneiderten Uniformen auf und erläutert die Kampfausrüstung der Infanterie, die sich im Laufe der Kriegsjahre verändert hat. Manuel Wöller ergänzt die Lesung durch historische Informationen, etwa über die Hungersnot im Steckrübenwinter 1916/17 oder die Versorgung der Soldaten mit Lebensmitteln: „Selbst das Brot wurde mit Holzspänen gestreckt.“

In der Kulisse des alten Fachwerkhauses ist die Geschichte der ehemaligen Bewohner für die knapp 100 Besucher noch authentischer nachvollziehbar. Sie erfahren in der Lesung, dass Wilhelm Grübele im Priesterwald bei Marleien, das die Franzosen Marly nannten, im Schützengraben lag. Heute ist Marly die Partnerstadt der Gemeinde Weissach im Tal.

Die Grausamkeit des Krieges wird in den Briefen deutlich: „Es ist ein fürchterlicher Totengeruch.“ Fälschlicherweise ging in Lippoldsweiler, Ober- und Unterbrüden damals das Gerücht um, dass Wilhelm Grübele tot sei, worauf die ganze Familie um den Tisch saß und bitterlich weinte. Umso mehr berührt es, sich in den Räumen zu befinden, in denen sich dieses Leid abspielte.

Am Ende wird noch aufgeklärt, warum Tante Frida eigentlich Frieda hieß. Der Name war ihr nämlich in Anlehnung an das Wort Frieden gegeben worden, aber der Oberlehrer bestand auf die Schreibweise Frida. Zwei Monate nach dem Ende des ersten Weltkrieges war sie geboren. Bis 1983 hat sie in dem Haus gelebt. Besucher erinnern sich noch an sie. Wilhelm Grübele ist wieder aus dem Krieg heimgekehrt. Mit dem Lied: „Da ben i dohoim“ enden die bewegenden Einblicke in die Heimatgeschichte.

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