Hanno Kluges Mundartsammlung geht an Weissacher Heimatverein

Doch welche Werke stehen überhaupt im Bücherregal eines schwäbischen Mundartautors? Bei Hanno Kluge konnte man bis vor Kurzem Titel wie zum Beispiel „Wie dr Schwob schwätzt“ oder „Die Wahrheit über Schwaben“ lesen – Bücher, aus denen der 1945 geborene Sindelfinger Inspiration schöpfte oder Wörter nachschlagen konnte. Doch auch Bücher, die Kluge selbst geschrieben hat, wie zum Beispiel den im Jahr 2017 zusammen mit Susanne Zimmerer veröffentlichten Band „FederSpiele“, hat der Autor nun dem Heimatverein vermacht. In seiner mittlerweile 42 Jahre andauernden Schaffenszeit als Fürsprecher, Verbreiter und Vermittler des Schwäbischen ist bei dem zweifachen Träger des renommierten Sebastian-Blau-Preises für schwäbische Mundart so einiges zusammengekommen. Irgendwann müsse er sich sowieso von den Sachen trennen „und dann sind sie hier am besten aufgehoben“, erklärt der kinderlose Autor die Entscheidung, die Sammlung dem Heimatverein Weissacher Tal zu übergeben.

Es sei ihm leicht gefallen, sich von den rund 200 Büchern und etwa 50 CDs und DVDs zu trennen, sagt der 77-Jährige. Nur einige ausgewählte Nachschlagewerke und je eine Ausgabe seiner eigenen Bücher habe er noch daheim. Einen gewissen ideellen Wert habe die Sammlung aber. „Manches könnte man wahrscheinlich unbesehen wegwerfen“, urteilt er. „Aber da ist zum Beispiel auch ein Büchlein von 1913 dabei.“ Kluges Nachlass ist wahrscheinlich eine der wenigen Sammlungen schwäbischer Literatur und Musik, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstrecken.

Jürgen Hestler, Max Schröder, Karl-Heinz Häusser und Konrad Erb nehmen die beiden Umzugskisten vor dem Eingang des Heimatmuseums entgegen. In der warmen Stube erklärt Schröder, er werde sich der Schätze gerne annehmen, sie mit zu sich nach Hause nehmen und katalogisieren. Später könne eine Liste der Werke auf der Webseite des Heimatvereins veröffentlicht werden. Wie und wo sie schlussendlich ausgestellt werden, stehe noch nicht fest.

Wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass Kluge in Kontakt mit dem Heimatverein gekommen ist, das berichtet der erste Vorsitzende Jürgen Hestler. Schon vor zwei Jahren hätte Kluge mit dem Liedermacher Anton Tauscher als Duo „knitz und liederlich“ im Heimatmuseum auftreten sollen. Doch die Pandemie ließ das erst in diesem Jahr zu. Im Rahmen der Winterkulturtage waren Kluge und Tauscher zu Gast. Der „feinsinnige und hintersinnige“ Mundartautor habe die Vereinsmitglieder alle sehr beeindruckt, erinnert sich Hestler: „Er hat es uns allen sehr angetan.“ Schon einen Tag später bekam er eine E-Mail von Kluge, der dem Verein beitreten wollte. Seither ist er Mitglied ist. Das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder habe ihn gerührt, erläutert Kluge. „Der Verein gehört einfach unterstützt. Das kann man nicht so einfach sauen lassen. Natürlich kann ich nicht jedes Mal aus Sindelfingen herfahren, aber das eine oder andere Mal werde ich bestimmt dabei sein“, bekräftigt er.

Per E-Mail teilt Kluge dem Heimatverein seine Entscheidung mit

Im Juni erreichte Hestler die Nachricht, ebenfalls per E-Mail, dass Kluge dem Verein seine Sammlung vermachen möchte, damit sein Vermächtnis zusammenbleibt. „Wir haben uns sehr geehrt gefühlt, dass er den Heimatverein als würdig sieht“, so Hestler.

Kluge hatte vor, die zwei Kartons „ohne großes Brimborium“ zu übergeben, für die Vereinsmitglieder war das allerdings keine Option. Sie wollten ihre Wertschätzung ausdrücken, zumindest im kleinen Rahmen. Daher das Treffen im Oberling des Heimatmuseums, bei dem der kurze gemeinsame Weg Revue passieren gelassen wird.

Nach den einleitenden Worten Hestlers greift Max Schröder, ein „Bruder im Geiste“, wie Hestler ihn nennt, zur Gitarre und spielt seinen „Laugaweckles-Blues“, eine Ode an die Laugenbrötchen des Bäckers Stark in Lippoldsweiler, der seine Backstube geschlossen hat. „Ich freue mich unheimlich über den Kontakt“, sagt Schröder. Kurz darauf trägt Kluge sein Gedicht „Mundart worom? Drom“ vor. Der Anfang einer weiteren Zusammenarbeit? Die Mitglieder des Heimatvereins würden es sich wünschen. Erste Ideen dafür kommen schon an diesem Vormittag auf, „vielleicht machen wir ja noch mal einen Abend“, schlägt Kluge in Anspielung auf seinen bisher einzigen Auftritt im Heimatmuseum vor.

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