Tante Fridas Einmachgläser sind noch da

Internationaler Museumstag: Schätze vergangener Zeiten im Heimatmuseum in Unterweissach

Von Melinda Schachinger (Backnanger Kreiszeitung)

Im Vorratskeller stehen neben einer Brothange und einigen Holzfässern sauber aufgereiht die Einmachgläser von Tante Frida. Sie sind gefüllt mit Mirabellen, Bohnen und was man sonst so im Garten hat. Das Ungewöhnliche daran: Frida Heller wohnt seit über 30 Jahren nicht mehr in dem etwa 250 Jahre alten Haus in Unterweissach, denn 1983 zog die alte Dame aus, und der Heimatverein machte sich daran, ein Museum in dem authentischen Gebäude zu errichten. Anlässlich des Internationalen Museumstags am Sonntag führten die Aktiven des Vereins durch das Gebäude und stellten Allerlei aus dem Alltagsgeschehen um 1910 nach.

Im Heimatverein sammeln sich ganz unterschiedliche Interessensgruppen. Dies wird auch beim Gang durch das Museum deutlich: An einer Ecke wird getöpfert, an der nächsten geklöppelt, an einem Webstuhl entsteht ein Flickenteppich. Im Außenbereich hat die Weinbaugruppe einen kleinen Weinberg angelegt, im idyllischen Bauerngarten werden Kräuter, Blumen und Tomaten angebaut.

Ein Anliegen des Vereins ist es, erklärt Vorsitzender Jürgen Hestler, Geschichte zu erzählen und auch für die Jüngeren interessant zu machen. Zu wissen, wie man einige Generationen zuvor im Dorf lebte, könne sowohl Heranwachsenden, als aktuell auch Flüchtlingen eine Verwurzelung ermöglichen und Werte vermitteln, die früher noch viel selbstverständlicher weil lebensnotwendig waren, so zum Beispiel Zusammenhalt oder der Umgang mit der Natur.

Um auch den Kleinsten ein spannendes Geschichtserlebnis zu ermöglichen, haben die Organisatoren im Vorfeld Spiele der Großelterngeneration gesammelt. Heute können die Kinder sich darum bei „Himmel und Hölle“ austoben oder sich an einem Topfen, einem Peitschenkreisel, ausprobieren. Doch auch die Ausstellung weckt das Interesse der Kinder. Immerhin handelt es sich um ein „Museum zum Anfassen“ wie der langjährige Engagierte Erich Heim betont. In jedem Raum findet sich etwas, das man berühren und ausprobieren kann, hinter Glas steht so gut wie nix.

Tatsächlich fühlt man sich in dem erstaunlich großen Haus mit Stall- und Nutzräumen sowie kleinen Wohnstübchen in Unterweissach in eine andere Zeit versetzt. Dass man nur selten ein so originales Museum sehen wird, liegt aber nicht nur an Tante Fridas Räucherwurst, die noch immer im Ofen hängt. Etliche Spenden und Leihgaben von Bürgern füllen die Räume. Die Kinder indessen bestaunen eher die Toilette – eine Bank mit Loch in einem Bretterverschlag zum Garten hinaus. Nebenan in der Küche, in welcher sich neben einem alten Herd auch noch ein Spülstein befindet, wird hitzig diskutiert. Beim Spätzle-Schau-Schaben wird fleißig über Größe, Form und Teigbeschaffenheit philosophiert. Wer dann irgendwann durch Werkstatt, Schulraumausstellung, Backstube und Waschraum durch ist, kann sich in der Scheune erfrischen. Neben Broten oder Rosinenschnecken kann man hier auch vom Tälesbräu kosten, einem Bier, das die Familie Huber als regionalen Gegenentwurf zu Produkten großer Konzerne entworfen hat. Ein bisschen langsam sollte man damit bei dem sommerlichen Wetter aber noch tun, schließlich steht am Nachmittag noch ein sonntäglicher Gang zur nahen St. Agatha-Kirche auf dem Programm, wo Erläuterungen zu freigelegten Emporenmalereien einen Einblick in die örtliche Kirchengeschichte geben werden.

Wer den Museumstag verpasst hat, kann das Weissacher Bauern- und Heimatmuseum in der Brüdener Straße an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat besichtigen.

Zurück